21 Mai 2007

Wohin, woher und warum eigentlich diese Eile?

Es scheint die Sonne. Das ist eigentlich nichts besonders. Eigentlich. Nun in Estland ist es nicht wie in der Karibik aber es auch nur manchmal arktisch, im Sommer sogar eher selten. Und das die Sonne scheint macht es auch nicht unwahrscheinlich, dass es Sonntag ist. Sonntage heissen meiner Meinung ja vor allem deswegen Sonntag, weil selbige selten scheint. Aber wie gesagt, es ist Sonntag, es ist Estland und es scheint die Sonne. Warum fange ich so an? Es wird erklärt:

Es ist das erste Wochenende seit die neue Job Suche läuft an, und das Gefühl das eben nicht alles passt was passen will hat sich gesetzt. Es ist ein interessantes Gefühl der Ohnmacht und des Aktionismus. Man schreibt eine Bewerbung, d.h. erstmal sucht man was im Internet, sei es ein angebot oder auch nur eine interessante Firma auf dessen Lohnzettel und in deren Mauern man eine einigermassen interessante auf jeden Fall aber lebensfähige Bezahlung erhält. Garnicht so einfach wenn die Kenntnisse der Landessprache zwar erweitert aber eben auch noch erweiterbar sind. Und so heisst es Suchen und Suchen und hoffen – das die eMail eben die Richtige Stimmung beim Lesenden auslöst und man die Chance bekommt eine Chance zu haben. Das ist selten, zugegeben. Aber manchmal...ich meine ich sagte ja. Es ist Sonntag. Es scheint die Sonne. Und es ist Estland.

Wunder gibt es immer wieder.

15 Mai 2007

Das ist meine Stadt, hört ihr!




Zum Thema: (Text von Tagesschau online) Wegen der umstrittenen Verlegung eines sowjetischen Weltkriegs-Denkmals ist es am Abend in Tallinn zu schweren Ausschreitungen zwischen rund 1000 Demonstranten und der estnischen Polizei gekommen. Die Protestierer gehörten der russischen Minderheit des Landes an.
Die Regierung will das Monument sowie ein in der Nähe vermutetes Grab von 14 sowjetischen Soldaten verlegen. Dafür wurde es in der Nacht zunächst aus dem Zentrum Tallinns entfernt. Das zwei Meter hohe Denkmal war 1947 zu Ehren der sowjetischen Streitkräfte nach dem Sieg über Nazideutschland errichtet worden. Viele Esten sehen darin aber eine Erinnerung an die fünf Jahrzehnte währende sowjetische Besetzung ihres Landes sowie der beiden Nachbarstaaten Lettland und Litauen.

Meine Meinung:Wenn man heute durch die Strassen geht sieht man die Spuren der Nacht, in der ein russischer Mob die Innenstadt von Tallinn verwüstete. Eingeworfene Schaufensterscheiben, ausgebrannte Kioske, geplünderte Läden. Spricht man mit Esten sieht man die Fassungslosigkeit in den Gesichtern. Dies hielt man nicht für möglich und die Reaktion ist klar: jetzt erst recht. Die russische Bevölkerung hat sich keinen Gefallen getan. Sie hat die zaghaften Bemühungen auf ein eine friedliche Koexistenz mit Steinen eingeworfen. Es wird lange dauern bis die Wunden der vergangenen Nacht auf der estnischen Seele verheilt sind. Zu gross ist die Angst vor dem übermächten Russland, dass mehrmals in der Geschichte gezeigt hat, dass es Estland als legitimes Herrschaftsgebietes des Kremels ansieht. Gestern konnte ich live von meinem Balkon aus ansehen, wie eine aufgeputschte Menge Steine auf Polizisten warf, Läden plünderte, Feuer entzündeten und "Russland Russland" Rufe schrie. Die Polizei war überforderte, einzelne Streifenwagen mussten unter einem Hagel aus Flaschen und Steinen fliehen. Es war Aussnahmezustand, wer auf der Strasse nicht plünderte applaudierte dazu. Der ganze Hass vieler Russen auf Estland entlud sich auf dem Rücken der Geschäfte, in denen viele Russen einkaufen und arbeiten. Stimmen, das Militär sollte eingreifen wenn es wieder zu solchen Ausschreitungen käme, werden nicht leiser. Zum Schutz der Bürger dieses Landes eine überlegenswerte Massnahme - doch wie wird Moskau reagieren, wenn estnische Soldaten gegen Russen vorgeht ? Es kann im Grunde als Glück bezeichnet werden, dass die Entscheider in Estland so entschieden haben wie es denn ausging - trotz massiver Plünderungen an 2 aufeinanderfolgenden Tagen hat die estnische Polizei die Sache in den Griff gekriegt. Trotz der massiven Störfeuer aus Russland. Die EU sollte sehr genau beobachten was hier vorgeht und klar demonstrieren, auf wessen Seite man steht. Estland baut darauf.